The easy way out

The easy way out

Installation / 3 Kanal Video / Kopfhörer / Lautsprecher / Diaporama / 20min. / 2010

In diesem Video-Audioprojekt werden Dolmetscher und Dolmetscherinnen, die in ihrem Beruf alltäglich im Schatten der zu übersetzenden DiplomatInnen und PolitikerInnen arbeiten, ins Rampenlicht vor die Videokamera gerückt und beobachtet. Am Ausgangspunkt des Projekts steht eine Audioaufnahme, die ich an der Grenze zum Truppenübungsplatz der amerikanischen Armee in Grafenwöhr, Bayern gemacht habe. Es handelt sich um eine Diskussion zwischen einem amerikanischen Soldaten, der aus dem Irak zurückkommt, einer deutschen Hotelbesitzerin aus Grafenwöhr, die SoldatInnen beherbergt und der benachbarten, zweisprachigen Autoverkäuferin. Die 3 DolmetscherInnen stellen sich dem Experiment, dieses Gespräch, in dem über den Alltag in Bayern und dem in Kriegsgebieten bis hin zu politischen Meinungen und Positionen diskutiert wird, synchron zu übersetzen.
Dieses Moment der Suche nach Wort und Sprachverständigung, des Versuchs Information zu vermitteln und des simultanen Verstehens der in einer für die DolmetscherInnen anstrengenden Situation, halte ich auf 3 separierten, synchron aufgezeichneten Videoaufnahmen fest.
Im Ausstellungsraum sind über Kopfhörer die Übersetzungen zu dem entsprechenden Videobild des Dolmetschers bzw. der Dolmetscherin zu hören. Der Originalton des Gesprächs, in Bayern aufgezeichnet, ist per Lautsprecher im Raum zu hören. Die Gesamtinformation des Gesprächs wird fragmentiert und gibt somit Raum zur Prüfung und dem Aushorchen von Wort und Sinn sowie deren Herkunft frei. Ebenso rückt hier die wiederholte Sprachlosigkeit der DolmetscherInnnen vor dem zu übersetzenden Gespräch, sowie deren Bemühungen sich dieser Leere zu entziehen, in den Blick der BetrachterInnen.
Auf Bildschirmen sind die Fotografien des „Grenzgebietes“ zwischen Truppenübungsplatz der amerikanischen Armee und der Bayerischen Dorflandschaft zu sehen. Territoriale Symbole und kulturelle Spuren sind darin erkennbar.

„Wer etwas zu sagen hat, trete vor und schweige!“
Karl Kraus, aus „In dieser grossen Zeit“ Die Fackel Nr. 404, Dezember 1914

Von der Installation wurden 2 verschiedene Versionen realisiert: eine mit deutschsprachigen DolmetscherInnen und eine mit französischsprachigen DolmetscherInnen.

Gefilmt in der Université de Genève, École de traduction et d’interprétation ETI.