Offscreen

Offscreen

Installation / 3 Kanal Videoprojektion / 2 Gerahmte Leinwände / Kabellose Kopfhörer / Lautsprecher / 28min. / 2012-2013 (deutsche Version 2014)

Ausgangspunkt von „Offscreen“ ist die Erzählung eines jungen Mannes von seinem vierwöchigen Pauschalurlaub 2011 in Afghanistan und im Iran. Urlaub in Krisengebieten wie Afghanistan, Irak, Nordkorea und Somalia sind die neusten Abenteuerversprechen der Tourismusbranche, die mit Schlagworten wie „Dabeisein“ oder „wirkliches Verstehen der Konflikte“ wirbt und auch das Mithelfen bei Aufbauarbeiten oder einen Einsatz bei Hilfswerken vor Ort in Aussicht stellt. Minenfelder räumen ist eines der Angebote „sinnvoller Arbeit“, die auf den mutigen Touristen warten.
Diese Tourismusbranche zeigt in extremer und beängstigender Form, wie Kriegsrealitäten verhandelt und nun auch im Tourismus als Konsumgut eingesetzt werden.
Der montierte Erzähltext wird von einem Schauspieler gesprochen und dabei neu interpretiert, um eine Verschiebung zu erzeugen. Diese Offstimme bildet den Mittelpunkt der Arbeit, sie begleitet die BesucherInnen über Kopfhörer durch die gesamte Installation. Der Text wird durch Videobilder ergänzt die – in der visuellen Sprache des Kinofilms gehalten – eine zusätzliche Ebene erzeugen, um Freiraum zur Reflexion zu schaffen.
Gedreht wurde dazu in den Filmstudios in Potsdam-Babelsberg. Die gleichen Apparaturen und Installationen allerdings, die normalerweise dazu dienen, die grossen Gefühle und Schauplätze der historisch-fiktiven Kriege im Grossformat zu liefern, wurden jetzt selbst thematisiert. Ich habe das Flugzeugset und die Aussenkulisse der „Berlinerstrasse“ mit der Kamera beobachtet, habe die Studio-Bauten gefilmt, die durch Kinofilme wie „Der Pianist“ zur visuellen Referenz des Kriegsfilmes wurden.
Weiter habe ich im Spezialeffekte-Studio Übungsszenen von StuntperformerInnen, die sogenannten Videopreviews, aufgezeichnet, die üblicherweise in simulierten Kulissen den Hauptdreh vorbereiten sollen. Als inhaltliche Ausgangslage für die Stuntszenen diente die Urlaubserzählung des jungen Mannes.
StuntperformerInnen stehen für Widerstand und Action gegenüber Gefahr. Sie leihen ihre Körper den Originalen, den SchauspielerInnen. Sie sind Körper-Kopien und sie symbolisieren das Perfekte, das sich (fast) allen Gefahren stellen kann. Diese Aspekte verbinde ich mit dem Kriegsurlauber.
Die Aufnahmen der Studios werden auf zwei Projektionswände projiziert, die nun Kulissen im Raum gleichen. Die Aufnahmen der Stuntleute werden direkt auf die Wand projiziert.

Von der Installation sind drei Versionen vorhanden, eine in englischer, eine in deutscher und eine in französischer Sprache.

Gefilmt in den Studio Babelsberg AG, Potsdam DE.

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